In den letzten Tagen habe ich mich mit der Frage auseinandergesetzt, wie ich meiner Gruppe ein gutes, möglichst realistisches „Dungeon-Crawling“ ermöglichen kann?
Unter Dungeon Crawling versteht man das Erkunden eines Gebietes, in dem man Abschnitt für Abschnitt die Karte aufrollt.
Die größte Hürde ist dabei zu verhindern, dass die Spieler gleich die ganze Karte kennen. Denn wo bleibt schließlich der Spaß des Erforschens und Erkundens, wenn man schon das komplette Gebiet vor sich liegen hat?
Also müssen wir dafür sorgen, dass die Karte soweit verdeckt, dass nur die bereits erschlossenen Bereiche sichtbar sind.
Im RPG-Gaming-Jargon netten man das den „Fog of War“, den Nebel des Krieges, der das ganze Schlachtfeld einhüllt und der Gruppe nur eine beschränkte Sicht-Reichweite erlaubt.
Gut. Fein. Aber was mache ich jetzt?
Ich habe folgende Optionen gefunden:
- Raum für Raum aufzeichnen
- Karte mit Papierblättern abdecken.
- Räume ausschneiden und als „Kacheln“ aneinander legen
- Monitore oder Beamer in Kombination mit einem digitalen Karten-Tool (Photoshop, Roll20, Fantasygrounds, MapTool, etc..)
Raum für Raum aufzeichnen
Viele DMs zeichnen die einzelnen Räume während der Session auf, oder beschreiben sie nur, sodass die Spieler die Räume zeichnen.
Solange die Räume einfache Grundformen haben ist das kein Thema.
Aber versucht mal eine Kathedrale. Ausserdem liebe ich die Ästhetik von vorgefertigten Karten, wo jeder Raum auch kleine Einrichtungsgegenstände hat. Das macht schon sehr viel mehr her, als ein paar krakelige Striche.
„Der lange Strich hier? Ja das ist eine Wand! Und der unförmige Blob in der Ecke? Na, das sollte ein Faß sein, das da liegt.“
Mit Papier abdecken
Ich habe schon bald damit begonnen fertige, ausgedruckte Karten einfach mit A4 Blättern abzudecken.
Aber das ist eine Fummelei, unästhetisch und bei komplexen Karten einfach nicht sehr praktikabel.
Diese Variante ist der eigentliche Grund, warum ich mich überhaupt auf die Suche nach Alternativen gemacht habe.
Post-its
Auch jeden Raum vorher mit zugeschnittenen Post-its zu bekleben hat sich als mühsam herausgestellt.
Die Schnittkanten der Post-its verraten das genaue Layout der Räume. Somit verdecke ich dann eigentlich nur noch den „Inhalt“ des Raums, während die Raum-Architektur für meine Gruppe bereits klar ersichtlich ist.
Dafür steht die viele Arbeit einfach nicht.
Ich habe am Wochenende meinem Vater von dem Problem erzählt und er sagt daraufhin:
„Und was wäre wenn Du Konfetti verwendest?“
Zack. Ein einfacher Vorschlag. Klingt genial!
Aber funktioniert er auch?
Leider nein. Die Konfetti Schnipsel sind einfach zu klein und zu leicht. Ausserdem lassen sie sich nur dann voll-deckend verteilen, wenn man richtig viele nimmt. Am Ende verbringt man die meiste Zeit damit Konfetti, die es verblasen hat wieder einzufangen, oder irrtümlich aufgedeckte Bereiche wieder zu kaschieren. Ich habe es noch mit kleinen Plastik-Pailletten getestet, weil die nicht so stark aneinander kleben, aber auch das hat sich als unpraktikabel herausgestellt.
Damit das funktionieren könnte wäre es wohl erforderlich, dass die einzelnen Schnipsel größer sind. Ich könnte mir vorstellen, dass runde Schnipsel mit einem Durchmesser von ca. 3-5 Feldern besser funktionieren könnten.
Dungeon Tiles
Ein relativ zuverlässiges System ist es, alle Räume und Wege entlang ihrer Mauerkanten auszuschneiden und als einzelne Karten-Puzzelteile auf dem Tische aneinander zu reihen, sobald die Gruppe die entsprechenden Gebiete „aufgedeckt“ hat. Man kann hier natürlich auch vorgefertigte Dungeon Tiles verwenden.
Der große Nachteil von Dungeon Tiles ist, dass man einen Weg finden muss die Teile aneinander zu befestigen. Sonst verrutscht die ganze Sause permanent und sorgt für mächtig Frust.
Sollte man keine fertigen Tiles verwenden, dann ist schon eine beträchtliche Menge an Vorarbeit sinnvoll:
- Karte zeichnen
- Karte drucken und eventuell auf Karton aufkaschieren
- Karte zerschneiden
- Karten-Teile in irgendeiner Weise so präparieren, dass sie leicht aneinander befestigbar sind.
Wenn ich an meine momentanen Karten (30-40 Räume, ebensoviele Gänge, meist 2-3 Stockwerke) denke, dann scheint mir das nicht dafür zu stehen.
Dungeon Tiles – später wieder verwenden
Nicht außer acht zu lassen ist aber folgende Überlegung: Wenn man mal genug dieser Raum-Schnipsel hat, dann lassen sich alle möglichen Dungeons beliebig neu zusammenstellen. Wenn man diese „Bausteine“ auch noch so konstruiert, dass sie stabil sind und gut aneinander halten, so verfügt man über ein beeindruckendes Dungeon-Bau-Set.
Digitale Karten
Als moderner Mensch kommt also schnell die Frage auf – warum nicht digital? Immerhin zeichne ich die meisten Karten ja mittlerweile auch in Photoshop.
Step-by-Step Tutorial: D&D Karten zeichnen mit Photoshop – Teil 1: Mauern
Und tatsächlich gibt es bereits mehrere sehr umfangreiche Systeme die man zuhilfe nehmen kann um Karten digital darzustellen.
Photoshop/Gimp
Mein erster Griff war zu den Werkzeugen, die ich kenne. Ich habe die Karten in Photoshop geöffnet und jeden Raum und Gang mit Flächen verdeckt. Jetzt konnte ich im Spiel die Ebenen ein/ausblenden und so den Raum digital „aufdecken“.
Das hat sich aber als nur mittelmäßig praktikabel herausgestellt. Photoshop selbst bietet nur begrenzt Möglichkeiten die Handhabung zu optimieren und so läuft es am Ende darauf hinaus, dass ich jede Fläche anklicken und per Shortcut die Ebene ausblenden muss.
Also habe ich nach weiteren Alternativen gesucht.
MapTool, Fantasygrounds, Roll20
MapTool und Fantasygrounds sind Desktop Systeme, die man auf seinem PC (oder Mac) installiert und über einen Server dann andere Spieler dazu holt. Roll20 ist hierbei eine etwas modernere Cloud-Lösung die über den Browser funktioniert.
Man kann Karten zeichnen, oder fertige Karten importieren. Jedes der Systeme verfügt über eine eigene Mechanik um den Fog of War zu simulieren.
Ein besonders beeindruckendes Feature ist hier „Dynamic Lighting“.
Dynamic Lighting berechnet den Sichtradius der Figur und zeigt nur, was der PC auch wirklich sehen darf. Sehr cool!
Die Systeme sind dabei bereits so umfangreich, dass man mehr oder weniger ein komplettes Spiel, inklusive Miniaturen, Monstern und Loot darüber abhalten könnte.
Für Leute die auf große Distanz miteinander spielen wollen ist das sicher eine gute Sache, aber für mich und meine kleine Spielrunde?
Mir genügt die digitale Karte
Monster, Tokens, Regelwerke und dynamisch berechnete Würfelergebnisse benötige ich nicht. Ich will ja mit meinem Spielern vorort SPIELEN, selber würfeln und auch meine Miniaturen einsetzen. Daher beschränke ich mich auf das Karten-System und den Fog of War.
Und auch wenn die Systeme alle viel zu viel auf einmal können und daher etwas sperrig sind, so hat (aus reiner persönlicher Präferenz) Roll20 für mich die Nase vorne gehabt.
Was tue ich jetzt aber mit digitalen Karten?
Monitor als Unterstützung
Bei einer der ersten Sessions habe ich die Karten durch Photoshop aufgedeckt.
Ich habe dazu einen meiner Büro-Macs hinter mir aufgestellt und Raum für Raum aufgedeckt.
Aber, wenn ich jetzt Karten über den Monitor aufdecke, was passiert dann wenn ein Raum plötzlich Monster enthält? Wir wollen unsere Miniaturen einsetzten also brauchen wir erst recht eine Battle-Map. Also zeichne ich dann am Ende den Raum schnell nochmal auf der Battle-Map nach?
Tisch-Monitor
Eine Idee war es einfach einen großen Monitor als Tisch zu verwenden.
Auf diese Idee sind schon unendliche viele andere P&P Spieler gekommen und man findet hunderte von Beiträgen dazu im Internet. Das Fazit ist bei allen ähnlich: Es ist eine coole Idee mit überraschend vielen Hürden, die man zuerst bewältigen muss:
- Der Monitor braucht ein „Rig“ also einen Rahmen auf den man ihn legt, damit genug Luft an die Kühlschlitze kommt.
- Die Anschlüsse sollte auf der Seite und nicht hinten sein, damit das Rig nicht so hoch gebaut werden muss
- Man sollte eine dünne Plexiglas Scheibe auf den Monitor legen, damit er nicht beschädigt wird. Gleichzeit sollte das Glas nicht zu weit vom eigentlichen Bildschirm entfernt sein, da sonst die Figuren nicht mehr auf der Karte stehen, sondern darüber schweben.
- Der Monitor braucht dann noch eine „Steuereinheit“ also einen Computer oder Laptop der den Monitor als zweiten Bildschirm nutzt.
- Ebenfalls zu bedenken ist: Jede Karte muss richtig eingezoomt sein, damit der Raster (5×5 Fuß) auch der Größe der Spielfiguren entspricht.
Beamer
Noch einfacher wäre es die Karte mittels Beamer auf den Tisch zu projizieren. Hier ein Beispiel, dass einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt:
Ehrlich – das klang so absolut genial, dass ich mich sofort verliebt habe.
Aber klappt das auch bei mir im Büro? Ich habe daher im Internet etwas recherchiert und einen sehr aufschlussreicher Beitrag gefunden , der sich mit den Hürden befasst und den ich nur weiterempfehlen kann:
Nach ein wenig mehr Recherche habe ich auch einen Beamer gefunden, der die Anforderungen erfüllt und preislich auch absolut leistbar war:
BenQ W1100 DLP-Projektor (Full-HD, Kontrast 4500:1, 2000 ANSI Lumen, 1920 x 1080) weiß um 365,00 EUR + Deckenhalterung „MyWall“ um 20,00 EUR
https://www.amazon.de/dp/B0157V62O4/ref=cm_sw_em_r_mt_dp_nqgjybG7B5HB2
Und das Ergebnis ist umwerfend!
Beitragsbild Quelle: http://ruffu.deviantart.com/art/Dungeon-Crawler-Concept-463074975